Netzwelt, Wirtschaft

Ich sehe was, was du nicht siehst!


NFC ist an sich mittlerweile ein alter Hut. In Android Smartphones wird es bereits seit einigen Jahren verbaut. Samsung und Microsoft werden nicht müde, die Vorteile der Technik zu bewerben. Die Terminals an Tankstellen oder Kaufhäusern werden sukzessive aufgerüstet. So hatte jüngst Apple mit den großen der Branche – MasterCard und Visa – ein Abkommen für drahtloses bezahlen abgeschlossen.

Aber was macht NFC? Was kann diese Technik in einem iPhone besser als in den bisherigen Geräten? Mit NFC kann ich Daten austauschen. Hält man zwei Geräte aneinander, verbinden diese sich via Bluetooth automatisch und können zum Beispiel ein Bild austauschen. Angeblich gab es mal einen gehässigen Spruch seitens Apple, wozu man extra durch den Raum laufen müsse, um ein Bild zu teilen. Die Antwort von Apple hierzu lautet AirDrop. Recht hatten sie.

Mit NFC entfällt zukünftig das lästige eintippen von WLAN-Passwörtern. Oder das umständliche Suchen nach einer App. In beiden Fällen könnte ein Marker der Auslöser sein, dass sich eine spezielle App auf dem iPhone öffnet. Ihr seid zum Beispiel in einem Laden und wollt Details zu einem gewissen Produkt haben. Ihr würdet das Handy aus der Tasche kramen, entsperren, die App eurer Wahl öffnen, bis zur Suchmaske durchklicken und euch überlegen, was man am besten eintippt um den idealen Treffer zu bekommen. Was euch heute noch einfach vorkommt, klingt eigentlich ganz schön umständlich.

Schneller ginge es so: Handy aus der Tasche nehmen, entsperren, an gewünschtes Produkt halten. Fertig. Es öffnet sich automatisch die entsprechende App und ihr bekommt alle erdenklichen Informationen sofort angezeigt. Wie geht das?
Mittels iBeacon weiß das iPhone, in welcher Umgebung ihr euch befindet. Geo-fencing mittels GPS resp. Wifi-triangulation wäre auch möglich, funktioniert in dickwändigen Kaufhäusern nur nicht ideal. Durch die iBeacon proximity weiß zum Beispiel die H&M-App, dass sie sich bereit halten soll. Scannt ihr nun einen bestimmten Artikel macht es Sinn die App zu öffnen und weitergehende Informationen auf dem Display anzuzeigen. Ihr habt nun die Option den Artikel in den virtuellen Warenkorb zu legen. An der Kasse angekommen (stellt seperate proximity dar) braucht ihr nur noch das Handy an ein Kassenterminal zu halten um die Zahlung abzuschließen. Apple geht in seinen Stores sogar noch einen Schritt weiter: in der App auf bezahlen klicken – fertig. Einfach den Laden verlassen, es ist ja bereits bezahlt worden. So weit werden viele Läden nicht gehen wollen – machbar wäre es jedoch.

Daheim angekommen haltet ihr das Smartphone erneut an das Kleidungsstück. Da sich die iBeacons nun nicht mehr in der Nähe befinden, kann ein anderes Szenario stattfinden: in den ersten Tagen nach dem Kauf dürfte der Umtausch so wie das erste Waschen im Fokus stehen. Also: Umtausch-Regularien anbieten und Tipps anbieten, wie man lange viel Freude am Produkt behält in dem man es richtig wäscht. Auch könnte man ideale Kombinationen mit anderen Klamotten anbieten, die sich ebenfalls im Schrank befinden. Ist nichts Passendes vorhanden, könnte man online schnell das passende Teil hierzu shoppen.

Schöne neue Welt. Aber nichts, was nicht auch mit anderen NFC-fähigen Smartphones funktionieren könnte.

Man muss auf’s Apple-Ökosystem abzielen. Das ist einzigartig und kann so schnell von Amazon, Google und Samsung nicht imitiert werden. Wenn parallel die iWatch präsentiert wird, könnte Apple mittels NFC einen Companion anbieten, der andere Geräte für sich freischaltet: wenn jeder eine Apple Uhr besitzt, könnte sich mehr Leute gemeinsam ein MacBook oder ein iPad teilen ohne an die Daten des anderen ranzukommen.

In Verbindung aus Apple CarPlay und iWatch könnte eine schicke Wegfahrsperre gebaut werden. Oder noch weiter gedacht: ein car sharing, das tief in sämtlichen Fahrzeugen verankert ist. car2go, driveNow und Flinkster wären damit einer von vielen…

In Verbindung mit den ständig verfügbaren Vitaldaten des Uhrenträgers könnte die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs gedrosselt werden, wenn man feststellt, dass es dem Fahrer nicht gut geht. Wenn es ganz eng wird, könnte ein Notarzt gerufen werden und die Warnleuchte automatisch blinken.

In einem Café bräuchte man nicht mehr nach dem Wifi-Passwort fragen, es genügt die iWatch an einen Marker zu halten. Anschließend könnte ich mit sämtlichen meiner Devices sofort im lokalen Netzwerk lossurfen.

Noch weiter gesponnen, könnte ich für selbiges Café eine Liste meiner Lieblingsgetränke und Speisen anlegen. Sobald ich den Laden betrete empfiehlt mir der Barista eines davon oder macht mir ein spezielles Angebot um etwas Neues auszuprobieren. Rabatt für Stammgäste oder Neulinge inklusive.

Ihr wollt es noch abgefahrener? Die App analysiert im Hintergrund eure zuletzt gehörten Songs aus Spotify und Soundcloud und schließt damit auf euren Gemütszustand. Die Frage nach Extrasahne und Extraschokostreusel sollte sich damit erübrigt haben, sollte es euch mal nicht so gut gehen. Leider klopft anschließend die Fitness-App erbarmungslos an…

Das sind nur ein paar naheliegende Beispiele, was man aus der Kombination des Apple Ökosystems, dem neuen iPhone 6 und NFC anstellen könnte. Welche abgefahrenen Ideen, fallen euch noch ein? Oder kennt ihr bereits sehr schicke Umsetzungen in freier Wildbahn? Würde mich freuen, wenn ihr diese mit uns teilt.