Wie ich ja schon bereits erwähnte, gab es letzten Samstag in Erlangen eine große Katastrophenschutzübung. Diese fand an 4 verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Szenarien statt. (Bilder sind wie immer unter flickr zu finden)
Die verschiedenen Szenarien waren:
- Güterbahnhof Frauenaurach – Chemieunfall mit austretendem Gefahrgut
- Festgelände Hartmannstraße – Massenpanik während einer Motorsportveranstaltung
- Ehem. Kraftwerks Gelände Frauenaurach – Rettung zu Wasser
- Schloßplatz – Brand im Schloß
Von den anderen Szenarien hab ich leider nicht all zu viel mitbekommen. Es wurde zwar alles über einen Funkkanal abgewickelt – von daher konnten wir mithören – aber zu der Zeit hatte ich Wichtigeres zu tun. Der Saxi hat aber noch ein paar schöne Bilder aufm Schloßplatz gemacht. Zum Güterbahnhof wurde glaub ich noch schweres Gerät aus Nürnberg angefordert und am Kraftwerk gab (fiktive) Ex (Tote).
Um 9:15 Uhr haben wir uns also auf dem Siemens-Parkplatz in der Henry-Dunant-Straße (gespr. Oonri-Dünoo – running gag des Tages), gegenüber des Bayerischen Roten Kreuzes, eingefunden.
Ich hab noch nie so viele Einsatzfahrzeuge auf einem Haufen gesehen – sehr beeindruckend!
Die einzelnen Stationen wurden leicht versetzt gestartet (war zwar nicht ganz Katastrophen-like, aber man kann auch schlecht zeitgleich ein Armageddon ausrufen.)
Wir haben zusammen mit Tennenlohe, Dechsendorf, einigen ASBlern, THW, Hunderschaften der Polizei den Einsatz bekommen zur Hartmannstraße zu fahren – ohne Sonderrechte.
Vor Ort angekommen standen die Hundertschafften der Polizei bereits mit ihren Fahrzeugen da und versuchten die Menge im Zaum zu halten. Mein Kommandant checkte erst die Lage ab befahl dann, dass ich als Angriffstruppführer mit meinen Leuten zuerst für eine freie Zufahrt zum Gelände sorgen sollte.
Die ständige Wache kümmerte sich auch schon bereits darum umgestürzte Bäume aus dem Weg zu räumen und große Stahlträger wegzuschweisen. Diese mussten auch weggetragen werden – was ich fast nicht geschafft hatte! Das Ding war sau schwer! Passenderweise bin ich damit auch noch hingefallen und der Träger mir auf den Schuh – aber ich hatte Gott-sei-Dank Sicherheitsschuhe an. Tat nicht weh – ist auch nichts passiert – aber ich hab den Fuß erst nicht mehr rausbekommen. Zurück zum Szenario:
Es bot sich schon ein krasses Bild: Direkt in der Einfahrt lagen Verletzte im Fahrzeug, einer hatte ein amputiertes Bein und viele verwirrte Personen sind frei auf dem Gelände rumgelaufen. Diese musste angesprochen und an die Notfallseelsorge weitergegeben werden.
Nachdem also die Zufahrt frei war und wir mit unserem Fahrzeug aufs Gelände fahren konnten, sind wir direkt zum Einsatzschwerpunkt gegangen: 4 eingekeilte Fahrzeuge, die in eine Tribüne gefahren sind und unter sich Zuschauer und Fahrer begraben haben.
Um die kleineren Nebenschauplätze (brennendes Auto mit aufliegendem Baum, Vermisstensuche mit Spürhunden, verletzte Passanten auf dem gesammten Gelände) haben sich bereits andere gekümmert. Die Rettungsdienste haben bereits ein Notfalllager eingerichtet und konnten sich dort recht gut um die Einzelnen kümmern.
An der Tribüne gab es dann wirklich viel zu tun. Die einzelnen Verletzten mussten zuerst geortet und die Zugänge von herumliegenden Gerüst befreit werden. Bereits hier gab es einige Tote (unter anderem mit aufgeschlitztem Bauch) die ich aber gar nicht groß wahrgenommen habe – lag aber wohl auch am Übungsszenario, dass man sich die einzelnen Sachen nicht zu nahe kommen lässt.
Ich hab mich also durch die Autos gewühlt, bin auf Fahrzeuge und Gerüste gestiegen und musste krasserweise feststellen, dass unter dem Auto, auf dem ich gerade stand, eine Person eingeklemmt war – also schleunigst wieder runter und alle anderen warnen!!! Ein Absenken des Autos hätte die Person weiter gefährdet.
Erst nach Einschätzung des Notarztes konnten wir die einzelnen Leute aus ihren Fahrzeugen retten. Versucht mal eine Person nur durch ein Fenster mit den Unterarmen anzuheben. Bei der eigentlichen Aktion hatte ich, dadurch dass ich so aufgeputscht war, gar nicht mitbekommen, wie schwer das ist – aber am nächsten Tag hatte ich einen üblen Muskelkater! Die eingeklemmte Person musste jedoch weitere 2 1/2 Stunden unter dem Auto liegen, bis sie gerettet werden konnte – da wurde dann selbst den Laiendarstellen weiß um die Nase.
Die Jungs taten mir im Nachhinein richtig leid, weil sie nichts mitbekamen und um sie rum Schweißbrenner, hydraulische Scheren, Bagger waren und alle Leute nur rumbrüllten. Jetzt weiß ich auch wie wichtig es ist sich um den einzelnen Verletzten noch mehr zu kümmern – auch wenn an anderen Stellen „Not am Mann“ ist.
Alles in allem war die Übung äußerst interessant. Hatte es mir auf der einen Seite einfacher und auf der anderen Seite aktionreicher und größer vorgestellt. Aber den Ernstfall wird man wohl nie richtig üben können – und ich möchte keinen Toten aus einem Auto bergen müssen – aber wenn es der Fall sein sollte bin ich vorbereitet – gehört ja schließlich zu meinem Job.
Falls ich zu der Übung irgendwas vergessen oder falsch dargestellt haben sollte oder ihr noch Bilder habt, die ihr gerne allen zur Verfügung stellen möchtet – schreibt einfach einen Kommentar oder schickt mir eine E-Mail (siehe Impressum).