Zigarettenwerbeverbot in Deutschland

Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) war geschockt, als ein Richter empfahl die Klage Deutschlands gegen ein Werbeverbot für Zigaretten abzuweisen. (Krass langer, komplizierter Satz).
Sehr überzogen finde ich aber, dass der ZAW einzuwenden hat, dass ein Beschneiden der Werberechte einem Beschneiden des Presserechts gleich kommt!? Also bitte – man kanns auch übertreiben. Ich nenn mich in Zukunft nicht mehr Werber sondern Produktjournalist! Mit Presseausweis und allem was es sonst noch an Annehmlichkeiten gibt. So ein Quatsch. Das können die nicht ernst gemeint haben.
Es gibt sicherlich sein Für und Wider eines Werbeverbots, aber ich finde den Schritt nur logisch. Zigarettenwerbung wird immer weiter beschnitten, weil sie die letzten Jahre einfach überhand genommen hat. OK, rund um die 50er, 60er Jahre mags im Fernsehen auch recht krass gewesen sein, aber die Zigarettenidustrie ist auch eine der Mächtigsten. Durch das viele Geld fällt es ihnen leicht neue Werbewege zu erfinden und erfolgreich zu besetzen. Die Werbung wurde im Lauf der Zeit immer subtiler. Dass es hier Regularien braucht finde ich von der EU nur konsequent. Demnächst wird dadurch mit Sicherheit auch die Bier-, Tippspiel- und Autoindustrie in Teilen eingeschränkt werden. Beim Bier bestimmt mit Promillebegrenzungen, Tippspiele dürfen nur bei Verifizierung und/oder Uhrzeitbeschränkung beworben werden und die Autoindustrie darf nur noch das bewerben was auch wirklich wahr ist und nicht mehr über die Design und Lebensfreude-Schiene.

Ein Grundsatz für jeden Werber heißt doch: Werbung muss wahr sein! Wieviele der Werbungen sind das heutzutage denn noch? Habt ihr schon mal einen Opel auf ner Welle reiten sehen?! Oder die Yellow-Strom-Spots? Wenn ich solche Ideen vorgetragen hätte, hätte man sie mir sofort um die Ohren gehauen!

Auf der anderen Seite lebt die Werbung doch mit der Herausforderung der Beschränkung. Es gibt doch nichts Schöneres den Kniff zu suchen der es beim Konsumenten *knack* machen lässt, dass er begeistert ist und das Produkt kauft. Aber genau dieser *knack* könnte bei Zigaretten sehr schnell zur Sucht führen (ja, beim Bier etc. mag das auch sein – klammer ich jetzt aber mal aus). Schaut euch mal um wieviele Leute rauchen? Welche Altersstruktur haben sie? Bildungsstand und Geschlecht?
Ich konnte gerade leider nur eine Studie aus Brandenburg (99-03) finden. Erklärt aber schon sehr schnell, warum Zigarettenwerbung wie gestaltet wird und wo sie sonst noch (außerhalb von Zeitschriften und Productplacement) stattfindet. Nur logisch, dass man ab nächstem Jahr an Zigarettenautomaten eine Geldkarte als Altersnachweis braucht.

Lass die EU nur bitte so klug sein nicht zu sagen, dass Werbung in Zeitung/Zeitschriften, Radio/Fernsehen und Internet verboten werden soll. Dann gibts es halt über Guerilla-Aktionen, Mobile-Marketing oder Viral-bla (Mund-zu-Mund-Propagada).

Aber selbst wenn die EU gegen Deutschland vorgeht und ein Werbeverbot und am besten auch gleich noch ein Rauchverbot in Kneipen und öffentlichen Plätzen durchsetzt, wirds mit der Tabakindustrie nicht zu Ende sein. Sie wird selbst dann noch Mittel und Wege finden. Vor etlichen Jahren gabs doch schon mal einen Versuch, dass es Zigarettenwerbung nur noch für Zigaretten geben darf. Also keine Camelboots, Marlboro-Trophy oder Stuyvesant-Reisen mehr. Davon hab ich nur irgendwie nichts mehr von gesehen.
OK, ich hab auch schon versucht bei einer Marlboro-Challenge mitzumachen und hab auch schon auf Grund von Promos angefangen Zigaretten geraucht – richtig angefangen hab ich aber nicht.

Das Werbeverbot wird kommen! Zwar schleichend und über Jahre hinweg, aber letztlich ist es nötig. Rauchen kostet doppelt und dreifach: Den, der es raucht, den der es passiv raucht und alle Krankenversicherten gleichermaßen, die dafür zahlen müssen, wenn einer daraufhin erkrankt. Ich bin kein militanter Rauchverfeinder und liebe Werbung, aber man sollte die Kirche auch mal im Dorf lassen. Die Werbung ist mit Sicherheit nicht immer an allem Schuld (Rauchen, Trinken, Scheidung, Unfälle). Gäbe es die Werbung in dieser Form aber nicht, würde manches bestimmt auch anders aussehen.